Taunussteiner Energiewende

AKTE - ArbeitsKreis Taunussteiner Energiewende

Stel­lung­nah­me des Kom­pe­tenz­zen­trum Erneu­er­ba­re Ener­gien Rhein­gau-Tau­nus e.V. (kee) zum Johan­nis­ber­ger Ener­gie­gip­fel – Sym­po­si­um der Vernunft“

Am Sams­tag, den 27. Febru­ar 2016 wird auf Schloss Johan­nis­berg der Johan­nis­ber­ger Ener­gie­gip­fel – Sym­po­si­um der Ver­nunft“ statt­fin­den. Das kee hat die Auf­ga­be die Umset­zung der Ener­gie­wen­de im Rhein­gau-Tau­nus-Kreis vor­an­zu­brin­gen. Wir möch­ten die­sem Anspruch gerecht wer­den und über das The­ma Erneu­er­ba­re Ener­gie sach­lich infor­mie­ren und auf­klä­ren. Es ist des­halb not­wen­dig, schon die The­sen im Ein­la­dungs­fly­er aus fach­li­cher Sicht rich­tig zu stellen.

Aus dem Ein­la­dungs-Fly­er kommt deut­lich zum Aus­druck, dass nach Mei­nung der Ver­an­stal­ter Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik nicht geeig­net sei­en, fos­si­le Ener­gie­trä­ger zu erset­zen. Die deut­sche Ener­gie­wen­de sei Ideo­lo­gie­ge­trie­ben und ein Irrweg.

Mit dem Sym­po­si­um der Ver­nunft“ will der Ver­an­stal­ter den Öko-Ideo­lo­gien die fak­ten­ba­sier­te Wirk­lich­keit ent­ge­gen­stel­len. Nicht erst seit dem letz­ten Welt­ener­gie­gip­fel Ende Novem­ber 2015 in Paris weiß die Bevöl­ke­rung, dass eine Ener­gie­wen­de not­wen­dig ist, drin­gend sogar: Allein das Jahr 2015 war glo­bal und auch bei uns das wärms­te Jah­re seit Beginn der wis­sen­schaft­li­chen Auf­zeich­nun­gen vor 130 Jahren.

Den Aus­sa­gen im Ein­la­dungs­fly­er ste­hen fol­gen­de Fak­ten gegenüber:

  1. Die zitier­ten 90 unab­hän­gi­gen Wis­sen­schaft­ler, die 1998 vor Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik warn­ten, behaup­te­ten zu die­ser Zeit auch, dass Erneu­er­ba­re Ener­gien nie­mals einen nen­nens­wer­ten Bei­trag zur Strom­ver­sor­gung leis­ten könn­ten. 2015 haben die Erneu­er­ba­ren Ener­gien (ins­be­son­de­re Wind und Pho­to­vol­ta­ik) mit einem Anteil von ca. 32,5 % die Füh­rungs­rol­le in der deut­schen Strom­ver­sor­gung übernommen!
  2. Bei der Nut­zung von Wind- und Son­nen­en­er­gie han­delt sich nicht um eine deut­sche Ideo­lo­gie, son­dern um inter­na­tio­nal aner­kann­te und ange­wand­te Ver­fah­ren zur umwelt­ver­träg­li­chen und siche­ren Strom­erzeu­gung. Längst haben uns Chi­na, die USA, Groß­bri­tan­ni­en, Japan und ande­re Län­der beim Aus­bau von Wind- und Son­nen­en­er­gie den Rang abgelaufen.
  3. Welt­wei­te Inves­ti­tio­nen in die Zukunfts­tech­no­lo­gien der Erneu­er­ba­re Ener­gien von 330 Mil­li­ar­den Dol­lar in 2015 über­stei­gen bereits die Inves­ti­tio­nen zur Nut­zung fos­si­ler und nuklea­rer Energiequellen.
  4. Seit eini­ger Zeit kommt es welt­weit zu Dive­st­ments“ (Rück­zug von Kapi­tal) in kon­ven­tio­nel­le Ener­gien. So schich­tet z.B. der mit einem Ver­mö­gen von 800 Mil­li­ar­den Euro aus­ge­stat­te­te nor­we­gi­sche Pen­si­ons­fond Betei­li­gun­gen an kon­ven­tio­nel­len Ener­gie­ver­sor­gern in Erneu­er­ba­re Energien.
  5. Auf dem Pari­ser Kli­ma­gip­fel im Novem­ber 2015 haben 192 Natio­nen u. a. beschlos­sen, die Koh­len­stoff basier­te (kon­ven­tio­nel­le) Ener­gie­ver­sor­gung durch Erneu­er­ba­re Ener­gien zu ersetzen.
  6. Die bei­den größ­ten deut­schen Ener­gie­ver­sor­ger EON und RWE gestal­ten ihre Kon­zer­ne um und geben dabei den Erneu­er­ba­ren Ener­gien eine Schlüs­sel­po­si­ti­on für die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung der Unter­neh­men, da die kon­ven­tio­nel­le Spar­te inzwi­schen als Aus­lauf­mo­dell begriffen.
  7. Die zen­tra­le, bis­her von Groß­kon­zer­nen beherrsch­te Ener­gie­wirt­schaft wird abge­löst durch dezen­tra­le Erzeu­gungs­an­la­gen (ca. 1,5 Mil­lio­nen) auf Basis Erneu­er­ba­rer Ener­gien im Besitz von Bür­gern, Kom­mu­nen, Land­wir­ten, Energiegenossenschaften.
  8. Die Strom­ge­ste­hungs­kos­ten bei Wind- und Solar­an­la­gen lie­gen in Deutsch­land bereits heu­te unter den Kos­ten neu­er kon­ven­tio­nel­ler Kraft­wer­ke. So kos­tet bei­spiels­wei­se eine im Rhein­gau-Tau­nus-Kreis aus Wind­kraft­an­la­gen erzeug­te Kilo­watt­stun­de Strom ca. 9 Cent (bei fest­ge­leg­ter Ver­gü­tung über 20 Jah­re durch EEG).

Beim geplan­ten (aber noch längst nicht gebau­ten) Kern­kraft­werk Hin­k­ley Point in Eng­land wird mit 11,5 Cent pro Kilo­watt­stun­de (dazu noch mit wach­sen­dem Infla­ti­ons­zu­schlag über 35 Jah­re) kal­ku­liert. Die aktu­ell deut­lich dar­un­ter lie­gen­den Strom­prei­se resul­tie­ren dar­aus, dass alte Koh­le- und Kern­kraft­wer­ke abge­schrie­ben sind.

  1. Das im Jahr 2000 ein­ge­führ­te Erneu­er­ba­re Ener­gien Gesetz ist ein Erfolgs­mo­dell, das inzwi­schen in mehr als 70 Staa­ten als Blau­pau­se für ähn­li­che Gesetze

Vor die­sem Hin­ter­grund darf die Fra­ge erlaubt sein, wer hier wirk­lich ideo­lo­gisch argu­men­tiert. Es ist auch erstaun­lich, dass bei einem Ener­gie­gip­fel“ kei­ne aus­ge­wie­se­nen und aner­kann­ten Ener­gie­ex­per­ten zu Wort kom­men. Die Haupt­red­ner, die auf ihren Fach­ge­bie­ten eine hohe Kom­pe­tenz haben, sind ein Kunsthistoriker/​Denkmalpfleger, ein Diri­gent und ein Volks­wirt, die alle­samt sicher­lich nicht unbe­dingt prä­de­sti­niert sind, die Ener­gie­wen­de in ihrer Kom­ple­xi­tät zu über­bli­cken und die rich­ti­gen Schluss­fol­ge­run­gen dar­aus zu ziehen.

Man darf daher gespannt sein, ob der Johan­nis­ber­ger Ener­gie­gip­fel einen sub­stan­zi­el­len Bei­trag zu einer nach­hal­ti­gen Ener­gie­ver­sor­gung leis­ten kann, der den rea­len Anfor­de­run­gen an den Kli­ma­wan­del und sei­ne Ursa­chen gerecht wird.

Freund­li­che Grü­ße Dipl.-Ing.
Man­fred Vogel Geschäftsführer

Kom­pe­tenz­zen­trum Erneu­er­ba­re Ener­gien Rhein­gau-Tau­nus e.V.

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