Weltklimakonferenz in Taunusstein? Hat sich da jemand auf der Landkarte verirrt? Doch den Aktiven der Arbeitskreis Taunussteiner Energiewende (AKTE) ist die Sache ernst. Parallel zur Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheik, wo vom 6. bis 18. November die diesjährige UN-Klimakonferenz stattfindet, will man sich auch in Taunusstein mit Themen wie Klimaschutz, Artenschutz, Wasser, Gerechtigkeit und Energiewende befassen. „In Sharm El-Sheik wird verhandelt, hier in Taunusstein wird gehandelt werden müssen“, stellt Peter Wolf von der AKTE selbstbewusst fest und betont, dass „Klimaschutz vor Ort stattfindet“.
Das Programm, das für Taunusstein inzwischen ausgearbeitet ist, kann sich sehen lassen. Los geht es jeden Morgen um 9 Uhr mit einer Meditation im katholischen Gemeindezentrum in Hahn, danach geht es in die Taunussteiner Stadtteile. Für die Nachmittage sind Video- und Filmvorführungen vorgesehen, aber auch ein Jugendgottesdienst zum Thema Klimaschutz oder eine Waldbegehung mit dem zuständigen Revierförster. Taunussteiner Gymnasiasten haben sich mit dem Klimawandel auseinandergesetzt und Fakten recherchiert. Sie werden aufzeigen, wie es in Taunusstein im Jahr 2050 sein wird, sollte nicht bald etwas geschehen.
Geplant ist, dass Mitglieder mit dem Fahrrad von Stadtteil zu Stadtteil fahren, dort jeweils für einen Tag ihre Zelte aufschlagen und mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Am Vormittag wollen die Akte-Mitglieder hierfür einen Stand mit Büchertisch aufbauen und zu verschiedenen Aspekten der Energiewende informieren. Für den Nachmittag sind dann Besuche bei Privatpersonen und Unternehmen sowie kleinere Exkursionen vorgesehen. „Wenn es im Ort jemanden gibt, der schon etwas gemacht hat für seine private Energiewende, dann wollen wir uns das zusammen angucken“, sagt AKTE-Sprecher Reiner Theis. Beispielsweise sei ein Besuch bei einem Bestattungsunternehmen geplant, das daran arbeitet, den Stromverbrauch mit erneuerbaren Energien zu decken. In anderen Stadtteilen geht es eher um Aktionen, die auf den Kampf gegen das CO2, das bereits in der Luft ist, abzielen: Hier sollen während der Klimakonferenz gemeinsame Baumpflanzaktionen stattfinden. Und auf der Hohen Wurzel soll bei einer Exkursion erklärt werden, was der Klimawandel für den heimischen Wald bedeutet.
Doch damit noch lange nicht genug: An jedem Abend vom 6. bis zum 19. November wird es in Taunusstein weitere Veranstaltungen und Vorträge geben, zumeist zwei an einem Abend parallel. Namhafte Referenten konnten dafür gewonnen werden, so Professor Dr. Claus Eurich zum Thema „Aufstand für das Leben“ (6. November), Karsten Smid von Greenpeace zu der Frage „Was sind die ökologischen Krisen, und was können wir dagegen tun?“ (8. November) oder Uwe Hartmanshenn von den Taunussteiner Stadtwerken, der am 13. November zum Thema Wasser sprechen wird. Hochaktuell sind bestimmt auch die Ausführungen von Dr. Werner Neumann (BUND), der am 9. November erläutern wird, was man gegen die Energie- und Klimakrise und die inzwischen losgetretene Preisexplosion tun kann.
Spiegel-Bestseller-Autor Jan Hegenberg (“Weltuntergang fällt aus!”) wird am 11.11. um 19 Uhr 30 den Vortrag halten: Easy Energiewende – wieso so kompliziert?
Eine Veranstaltung, die sich an die Stadtverwaltung und die Kommunalpolitik wendet: am 17.11. um 19 Uhr 30 – Vortrag vom Geschäftsführer des Klima-Bündnisses e.V, Thomas Brose, der die Arbeit des Klima-Bündnisses für ihre Mitglieder, die Kommunen erläutert und das Positionspapier „Kommunen fordern Verankerung von Klimaschutz und Klimaanpassung als kommunale Pflichtaufgabe(n)“ vorstellen wird (siehe auch: https://www.klimabuendnis.org/newsroom/news/news-detail/kommunen-fordern-verankerung-von-klimaschutz-und-klimaanpassung-als-kommunale-pflichtaufgaben.html)
In weiteren Abendveranstaltungen geht es dann um ganz konkrete Projekte vor Ort. So um die Radwege in Taunusstein, die Studenten der Rhein-Main Hochschule unter die Lupe genommen haben, Balkonkraftwerke, ein Solarkataster oder Wärmepumpen.
Das Besondere an all diesen Angeboten: Interessierte werden die Veranstaltungen auch online verfolgen können. Das habe man „als Sicherungsnetz mit Blick auf Corona“ vorgesehen, so Peter Wolf.
Zum Ende der Taunussteiner Weltklimakonferenz wird es eine Infoveranstaltung mit Vortrag eines Delegierten einer bestehenden Bürgerenergiegenossenschaft geben und der Möglichkeit des Gesprächsaustausches von Bürgern, die sich an der Gründung einer Genossenschaft beteiligen wollen. Nur wenn jeder selbst seinen Teil dazu beitrage, könne die Kehrtwende noch erreicht werden, hofft Reiner Theis. Deshalb gelte es, die Bedeutung und den Nutzen all der vorgestellten Bemühungen für Taunusstein und seine Menschen immer wieder zu betonen.
Weshalb es gar nicht so abwegig ist, dass jeder Konferenztag in Taunusstein mit einer Meditation in der katholischen Kirche in Hahn begonnen werden soll. Vieles werde besser sein, wenn man etwas mehr Achtsamkeit in sein Leben einbaue, ist Hans-Werner Greß von der AKTE überzeugt. Die Welt leiste sich eine „permanente Achtlosigkeitspraxis“. Das dürfe so nicht weitergehen. Jeder müsse sich die Frage stellen, wie er mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der Schöpfung umgehe. Auf der Taunussteiner Weltklimakonferenz will man nach Antworten suchen.
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Info zu UN-Klimakonferenz.
Im Zentrum der Verhandlungen der 27. UN-Klimakonferenz (COP27) vom 6. bis 18. November im ägyptischen Scharm El-Scheich soll die praktische Umsetzung des Kohle-, Gas- und Ölausstiegs stehen, der im Klimapakt von Glasgow bei der letzten Klimakonferenz 2021 beschlossen wurde. Der beschlossene Klimapakt enthält neben dem Aufruf zum Kohleausstieg auch die Forderung, "ineffiziente" Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Außerdem bekannten sich die Länder in der Abschlusserklärung gemeinsam zu dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen.