Taunussteiner Energiewende

AKTE - ArbeitsKreis Taunussteiner Energiewende

Grund­kon­sens des Bünd­nis­ses Ener­gie­wen­de Wies­ba­den Taunus

ErdeAm Diens­tag, den 5. März 2013 hat sich das Bünd­nis Ener­gie­wen­de Wies­ba­den Tau­nus zu sei­ner kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung getrof­fen. Bis­her machen bei dem Bünd­nis mit:


Grund­kon­sens des Bünd­nis­ses Ener­gie­wen­de Wies­ba­den Taunus
Im Bünd­nis Ener­gie­wen­de Wies­ba­den Tau­nus (EWT) haben sich Grup­pen zusam­men­ge­fun­den, um gemein­sam die Ener­gie­wen­de zum Woh­le der Men­schen, der Umwelt und der Natur vor­an zu treiben.

Mit der Ener­gie­wen­de gestal­ten wir krea­tiv und intel­li­gent einen prak­ti­ka­blen Weg, der uns eine lebens­wer­te Zukunft auf unse­rem Pla­ne­ten sichert. Durch Koope­ra­ti­on und im Ein­klang mit Mensch und Natur wer­den wir der Ver­ant­wor­tung für unser Han­deln ein Stück gerech­ter und ermög­li­chen den uns nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen ein zukunfts­fä­hi­ges Dasein.

Das Ener­gie­wen­de-Bünd­nis ist der Mei­nung, dass eine sinn­vol­le Umset­zung der Ener­gie­wen­de nur mit einer deut­li­chen Sen­kung unse­res Ver­brauchs, mit einer erheb­li­chen Stei­ge­rung der Effi­zi­enz und mit dem ver­stärk­ten Ein­satz erneu­er­ba­ren Ener­gien erreicht wer­den kann.

In Deutsch­land wird der größ­te Anteil der erneu­er­ba­ren Ener­gien aus Wind­kraft- und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen erzeugt. Dabei ist Onshore-Wind­kraft zur­zeit die kos­ten­güns­tigs­te Ener­gie­form unter den aus­bau­fä­hi­gen Rege­ne­ra­ti­ven. Mit der geplan­ten Errich­tung von Wind­kraft­an­la­gen auf dem Tau­nus­kamm wer­den Wies­ba­den und die Regi­on einen kon­struk­ti­ven Bei­trag zu der oben beschrie­be­nen Aus­ge­stal­tung der Ener­gie­wen­de leisten.

Dabei sind die gesetz­li­chen Schutz­vor­ga­ben für Mensch und Natur vor Ort streng ein­zu­hal­ten und durch fun­dier­te Gut­ach­ten zu unter­le­gen. Ange­sichts der dra­ma­ti­schen Fol­gen der fos­si­len und ato­ma­ren Ener­gie­ver­sor­gung reicht es aber nicht aus, eine Ableh­nung von Wind­kraft­an­la­gen nur mit dem Ver­weis auf eine Ver­än­de­rung des Land­schafts­bil­des oder ver­mu­te­ten Aus­wir­kun­gen auf Flo­ra und Fau­na zu begrün­den. Viel­mehr ist eine Abwä­gung zwi­schen den damit ver­bun­de­nen Ein­grif­fen in die Natur und den posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen der res­sour­cen­scho­nen­den und schad­stoff­frei­en Strom­erzeu­gung zu treffen.

Ent­schei­dun­gen sol­len in einem trans­pa­ren­ten Ver­fah­ren und auf Basis kon­ser­va­ti­ver Ertrags- und Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nun­gen getrof­fen wer­den. Die Gewin­ne aus der Pro­jek­tie­rung, dem Bau der Anla­gen und aus der Ener­gie­pro­duk­ti­on sol­len auf ein markt­üb­li­ches Niveau begrenzt und Risi­ken sol­len deut­lich benannt werden.

Um die Wert­schöp­fung zu mög­lichst gro­ßen Tei­len in der Regi­on zu hal­ten und über­höh­te Aus­ga­ben zu ver­mei­den, wird ein trans­pa­ren­tes Bür­ger-Betei­li­gungs­ver­fah­ren benö­tigt. Initia­ti­ven und Orga­ni­sa­tio­nen aus der Zivil­ge­sell­schaft sol­len zusam­men mit der Kom­mu­ne und der regio­na­len Wirt­schaft agie­ren. So wird aus einer abs­trak­ten Umge­stal­tung der Ener­gie­ver­sor­gung eine von brei­ten Tei­len der Gesell­schaft getra­ge­ne Energiewende.

Wir unter­stüt­zen die Nach­hal­tig­keits- und Kli­ma­schutz­zie­le der Euro­päi­schen Uni­on, des Bun­des, des Lan­des Hes­sen und der Stadt Wies­ba­den. Gleich­wohl sind wir davon über­zeugt, dass es stär­ke­rer Anstren­gun­gen bedarf, um uns vor den dro­hen­den Ent­wick­lun­gen zu schüt­zen. Aber nicht nur bei der Strom­erzeu­gung, vor allem in den Berei­chen Wär­me­ver­sor­gung und Mobi­li­tät sind noch erheb­li­che Anstren­gun­gen erforderlich.

Das Ziel der der Ener­gie­wen­de ist aus unse­rer Sicht die Schaf­fung einer umwelt­ver­träg­li­chen, gerech­ten und nach­hal­ti­gen Ener­gie­ver­sor­gung. Dar­un­ter ver­ste­hen wir im Einzelnen:

  1. Schutz der Res­sour­cen durch mehr Effi­zi­enz und ver­ant­wort­li­chen Lebensstil
  2. Glo­ba­le Gerech­tig­keit im Anspruch auf natür­li­che Ressourcen
  3. Min­de­rung des Welt­kli­ma­wan­dels durch Abkehr von fos­si­len Energieträgern
  4. Schnel­ler Aus­stieg aus der Atomkraft
  5. Genos­sen­schaft­li­che Betei­li­gung vie­ler Men­schen an einem dezen­tra­len Energiesystem

1. Schutz der Res­sour­cen durch mehr Effi­zi­enz und ver­ant­wort­li­chen Lebensstil
Die natür­li­chen Res­sour­cen wie Boden­schät­ze, sau­be­res Was­ser und rei­ne Luft, aber auch frucht­ba­res Land sind nicht unend­lich ver­füg­bar. Das allein gebie­tet einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang damit. Unser der­zei­ti­ges, hohes Ver­brauchs­ni­veau an Ener­gie und Res­sour­cen für Mobi­li­tät, Kon­sum und Kom­fort ist damit nicht zu ver­ein­ba­ren. Spä­tes­tens seit dem Bericht des Club of Rome (1972) ist bekannt, dass auf unse­rer end­li­chen Erde ein auf Wachs­tum aus­ge­rich­te­tes Wirt­schafts­sys­tem nicht dau­er­haft, oder um ein Mode­wort zu gebrau­chen, nicht nach­hal­tig funk­tio­nie­ren kann. Obwohl der­zeit mög­li­che Alter­na­ti­ven zu unse­rem heu­ti­gen Lebens­stil poli­tisch kaum umsetz­bar erschei­nen und auf dem Weg zu einer nach­hal­ti­gen und gerech­ten Gesell­schaft noch vie­le Fra­gen offen sind, kön­nen eini­ge For­de­run­gen bereits jetzt umge­setzt wer­den: Stei­ge­rung der Effi­zi­enz durch Ein­be­zie­hung der gesell­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Fol­ge­kos­ten in die Prei­se und Neu­be­wer­tung der gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Zie­le, weg von rein mate­ri­el­len Kri­te­ri­en (BIP) hin zu einer umfas­sen­de­ren Berück­sich­ti­gung von Wohlstandsfaktoren.

2. Glo­ba­le Gerechtigkeit
Alle Men­schen haben welt­weit das glei­che Recht auf Leben und Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit. Daher ste­hen jedem Mensch glei­che Antei­le an natür­li­chen Res­sour­cen zu. Glei­ches gilt für Ein­grif­fe in die Natur, z.B. durch Ver­schmut­zung mit Schad­stof­fen oder Treib­haus­ga­sen. Auch beim Kli­ma­schutz gilt daher glei­ches Recht für alle“, Men­schen in den Indus­trie­na­tio­nen dür­fen kei­nen höhe­ren Pro-Kopf-Aus­stoß an kli­ma­schäd­li­chen Gasen bean­spru­chen als Men­schen in Ent­wick­lungs­län­dern. (in den wenig indus­tria­li­sier­ten Län­dern). Die Indus­trie­na­tio­nen haben wegen ihres deut­lich grö­ße­ren CO2-Schul­den­kon­tos sogar eine grö­ße­re Ver­ant­wor­tung, da sie bereits sehr viel mehr CO2 ange­häuft haben die auf­stre­ben­den Länder.

3. Min­de­rung des Klimawandels
Seit sich die Erkennt­nis durch­setzt, dass unser Ener­gie­ver­brauch neben der Ver­schwen­dung wert­vol­ler Grund­stof­fe zusätz­lich das Welt­kli­ma ver­än­dert, ist Eile gebo­ten, unser Ener­gie­sys­tem schnel­ler auf erneu­er­ba­re Quel­len umzu­stel­len, als dies wegen der End­lich­keit von fos­si­len Ener­gie­trä­gern ohne­hin nötig wäre. Mit dem Kli­ma­wan­del dro­hen nicht nur ein Anstieg des Mee­res­spie­gels und mas­si­ve Ver­än­de­run­gen in den Polar­re­gio­nen, es sind auch eine Rei­he von Extrem­wet­ter­er­eig­nis­sen, wie Hit­ze­wel­len, Dür­re­pe­ri­oden, Starkregen/​Überschwemmung und Unwet­ter­stür­me zu erwar­ten. Zudem gibt es zumin­dest ernst­zu­neh­men­de Hin­wei­se auf posi­ti­ve Rück­kopp­lungs­ef­fek­te” wie z.B. Methan­emis­sio­nen aus Dau­er­f­rost­bö­den in Sibi­ri­en oder zusätz­li­che, mit der Erd­er­wär­mung ver­bun­de­ne CO2-Emis­sio­nen aus dem Meer­was­ser. Auch wenn mit den Kli­ma­mo­del­len kei­ne abso­lut siche­ren Vor­her­sa­gen mög­lich sind, ist eine Begren­zung der Erd­er­wär­mung um 2°C doch ein über­aus wich­ti­ges Ziel, um mög­li­che dra­ma­ti­sche Fol­gen noch ver­hin­dern zu kön­nen. Erreicht wer­den kann dies nur mit einer deut­li­chen Sen­kung unse­res Ver­brauchs, mit einer erheb­li­chen Stei­ge­rung der Effi­zi­enz und mit dem ver­stärk­ten Ein­satz erneu­er­ba­ren Energien.

4. schnel­ler Aus­stieg aus der Atomkraft
Atom­kraft ist unver­ant­wort­lich aus fol­gen­den Gründen:

Atom­kraft setzt uns alle einem untrag­bar gro­ßen Risi­ko radio­ak­ti­ver Ver­seu­chung gro­ßer Land­stri­che über Gene­ra­tio­nen aus.

Atom­kraft ist unver­meid­lich mit der Pro­duk­ti­on von hoch­gif­ti­gem und radio­ak­ti­vem Abfall ver­bun­den. Die­ser muss über Jahr­tau­sen­de sicher ver­wahrt wer­den, um eine Ver­seu­chung der Bio­sphä­re zur ver­hin­dern. Die­se Auf­ga­be ist bis heu­te nicht auch nur ansatz­wei­se gelöst. Es bestehen ernst­zu­neh­men­de Zwei­fel, ob eine siche­re Ver­wah­rung über Jahr­tau­sen­de prin­zi­pi­ell zu gewähr­leis­ten ist.

Jede zivi­le Nut­zung der Atom­kraft eröff­net prin­zi­pi­ell und unver­meid­lich die Mög­lich­keit, Atom­waf­fen her­zu­stel­len. Je mehr radio­ak­ti­ves Mate­ri­al im Umlauf ist, umso grö­ßer ist die Gefahr, dass die­ses in die Hän­de von Ver­bre­chern, Ter­ro­ris­ten, oder Fana­ti­kern gelangt und für Gewalt­ta­ten und zur Erpres­sung ein­ge­setzt wird.

5. Genos­sen­schaft­li­che Betei­li­gung mög­lichst vie­ler Men­schen an einem dezen­tra­len Energiesystem
Die heu­te noch vor­herr­schen­den Struk­tu­ren unse­rer fos­sil-ato­ma­ren Ener­gie­wirt­schaft wur­den zum gro­ßen Teil aus zen­tral­staat­li­chen Erwä­gun­gen her­aus geschaf­fen. Die Ener­gie­ver­sor­gung ist als Teil der Daseins­vor­sor­ge eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be, die nicht allein ein­zel­nen pri­va­ten Unter­neh­men über­las­sen wer­den darf. Viel­mehr müs­sen in unse­rer moder­nen Welt neben sozia­len und öko­lo­gi­schen Anfor­de­run­gen an ein Ener­gie­sys­tem auch Par­ti­zi­pa­ti­on und Akzep­tanz eine Rol­le spie­len. Daher sind neben den sinn­vol­len und not­wen­di­gen zen­tra­len Ein­rich­tun­gen wie Strom- und Gas­net­ze auch dezen­tra­le, von Genos­sen­schaf­ten und kom­mu­na­len Ver­sor­gern betrie­be­ne Sys­te­me wün­schens­wert. Wir unter­stüt­zen daher expli­zit die Grün­dung von Bürgerenergiegenossenschaften.

Wir freu­en uns über wei­te­re Betei­li­gun­gen von Orga­ni­sa­tio­nen oder Ein­zel­per­so­nen, die die Zie­le des Bünd­nis­ses unter­stüt­zen und umsetzen.

Herz­lich willkommen!