Am vergangenen Sonntag folgten etwa 20 Menschen dem Aufruf des ArbeitsKreises Taunussteiner Energiewende und gedachten mit einer Mahnwache auf dem Peter Nikolaus Platz in Taunusstein der nuklearen Havarie im Atomkraftwerk Tschernobyl vor 29 Jahren.
Nun schon fast 30 Jahre nach der Katastrophe mit vielen Toten und Langzeitgeschädigten zeige sich immer wieder, daß die Atomtechnik nicht sicher beherrscht werden könne, führte Jens Garleff, einer der Initiatoren der AKTE an.
In der Öffentlichkeit sei inzwischen das Bewusstsein daran zurück gegangen, dass vielerorts weiterhin amtliche Grenzwerte radioaktiver Belastung, zum Beispiel von Wildschwein-Fleisch, zum Teil um ein Vielfaches überschritten würden und deshalb vom regelmäßigen Verzehr von Wildbret und Waldpilzen abgeraten werde.
Die Folgen derartiger Unfälle müssten wir aber nach menschlichem Mass “ewig” ertragen, denn unter anderen Cäsium 137, welches als einer der Hauptbestandteile des radioaktiven Fallouts nach der Tschernobyl-Katastrophe in grosse Teilen Europas, auch in Hessen, niedergegangen sei, würde noch einige hundert Jahre unsere Lebensmittel belasten.
Andere Redner erinnerten an die unmittelbaren, heute direkt sichtbaren Folgen der Katastrophe, an die Hilflosigkeit der damals Verantwortlichen in Deutschland und auch daran, dass die sichere Entsorgung der radioaktiven Abfälle unsere kommenden Generationen weiter vor immense Herausforderungen stellen werde.
So seien Endlager, die den Atommüll sicher für die gebotenen Zeiträume von Tausenden von Jahren von der Biosphäre ausschliessen könnten, nicht in Sicht und ebenso dürfe der Rückbau der bestehenden Atomkraftwerke die Betreiber finanziell weit überfordern. Vorhandene Rückstellungen von ca. 36 Mrd. Euro stünden heute geschätzte Kosten in Höhe von mindestens 70 Mrd. Euro gegenüber. Geld, welches wir und unsere nachfolgenden Generationen aufbringen müssten, so Garleff.
Gleichzeitig verbiete sich der Ersatz der Kernkraft durch fossile Energieträger angesichts des inzwischen zweifelsfrei sichtbaren Klimawandels mit seinen gravierenden Auswirkungen. Erneuerbare Energien müssten deshalb unabdingbar in entsprechenden Konzepten eingebunden und deren Gewinnung umgesetzt werden. Mit den Beschlüssen zum Ausstieg aus der Kernenergie nach den Ereignissen in Fukushima habe sich ein breiter Konsens in Deutschland entwickelt, der aktuell in Gefahr geriete.
Windkraft stelle heute und auf absehbare Zeit diejenige regenerative Energiequelle dar, die vor Ort zu geringsten Kosten mit höchster Flächeneffizienz genutzt werden könne und die, regional sinnvoll genutzt, dafür Sorge trüge, Energie auf Dauer bezahlbar zu halten.
Vor diesem Hintergrund sei die ablehnende Haltung eines Teils der Taunussteiner Stadtverordnetenversammlung gegenüber der Windkraftnutzung in und um Taunusstein unverständlich, denn bisher setzten sich nur die Grünen und die SPD deutlich für eine Nutzung der Windenergie auch in Taunusstein ein.
Die Teilnehmer der Mahnwache seien darüber bestürzt, und fordern ein Umdenken der politischen Kräfte. Dabei fragen sie sich, was denn noch geschehen müsse, um den verantwortlich Handelnden zu einer realistischen Einschätzung der Erfordernisse zu verhelfen. Alle seien sich einig, dass dafür weiterhin ein langer Atem gezeigt werden müsse.
Mit musikalischer Begleitung durch die Gruppe „Strohfeuer Express“ aus Mainz machten sich die Teilnehmer der Mahnwache Mut, sich weiterhin für eine Umkehr in der Energiepolitik einzusetzen.