Zur Energiewende gibt es zum Teil sehr widersprüchliche Meldungen, selbst von Seiten der Befürworter der Energiewende und des Klimaschutzes:
An Neujahr versorgte sich Deutschland erstmals nur mit Ökostrom
titelte die Süddeutsche Zeitung am 4. Januar. Und so oder ähnlich lauten viele dieser Erfolgsmeldungen, abseits der Stimmen der Klimawandel-Leugner und den Verlautbarungen der Lobby derer denen die Energiewende das Geschäft verdirbt. Dann ist doch die Energiewende auf einem guten Weg, sollten man meinen, wenn man noch dazu die Nachrichten über die Divestment Bewegung und die disruptiven Entwicklungen des Energiesektors vor Augen hat.
Aber kritische Äußerungen und Befürchtungen kann man auch lesen. Unter anderem hier:
Statistik täuscht über negative Entwicklungen hinweg
Euphorie nicht angebracht
schreibt TopAgrar-Online am 5. Januar und zitiert Hans-Josef Fell von der Energy Watch Group: Die BDEW-Euphorie beim Ausbau des Ökostromes sei völlig unangebracht. „In den veröffentlichten Zahlen steckt in Wirklichkeit eine hohe Sprengkraft für die Fortführung der Energiewende.“
Für den Anstieg der Stromproduktion seien vor allem eine deutlich stärkere Solareinstrahlung und höhere Windgeschwindigkeiten als 2016 verantwortlich gewesen. „Auch ging der der Ausbau der Windenergie an Land und an der Küste voran. Doch beides wird nicht unvermindert weitergehen, weshalb überhaupt nicht die Rede davon sein kann, dass die Energiewende auf gutem Wege ist“, mahnt Fell.
Neben der seit Jahren stagnierenden und damit weiterhin völlig unzulänglichen Entwicklung der erneuerbare Energien in den Bereichen Verkehr und Wärme in Gebäuden sollten auch im Stromsektor die Alarmglocken klingen, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete:
- Der Ausbau der Solarenergie hätte auch im dritten Jahr weit unter dem ohnehin geringen Ausbauziel der Bundesregierung von 2,5 GW gelegen. In den Jahren 2010, 2011 und 2012 lag der PV-Zubau noch bei über 7 GW.
- Der Bioenergieanteil ist von 6,9 Prozent auf nur 7,0 Prozent gestiegen. Auch hier liegt der Zubau deutlich unter den Regierungszielen und weit unter dem Zubau früherer Jahre, erklärt Fell.
- Der Anteil des Wasserkraftstromes ist gar von 3,2 Prozent auf 3,0 Prozent gefallen. Strom aus Geothermie spielt trotz des hohen Potenzials weiterhin keine nennenswerte Rolle,.
„Die Energiewende in Deutschland ist 2017 nur noch erfolgreich im Teilsegment Windkraft. Diese Entwicklung ist sehr bedrohlich, denn nur auf Windkraft zu setzen, birgt erhebliche Probleme“, resümiert Fell. Und auch bei der Windkraft sei der erfreulich hohe Zubau 2017 nur darauf zurückzuführen, dass Anlagen ans Netz gingen, die noch mit dem alten EEG und seiner Einspeisevergütung geplant und genehmigt wurden. Der Wechsel zu Ausschreibungen im EEG 2017 werde aber auch den Ausbau der Windenergie von 2017 über 5 GW auf weit unter die Regierungsziele von 2,8 GW fallen lassen befürchtet der Energieexperte.
Die bereits sichtbare Abwanderung ins Ausland und die Entlassungen bei den Planungsbüros würden vor diesem Hintergrund eine deutliche Sprache sprechen. Fell: „Wenn sich mit einer neuen Regierung nicht schnellstens radikal etwas ändert, wie Reparaturen am EEG, EnWG und anderen Gesetzen zur Wiederbelebung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Bürgerenergiewende, dann wird Deutschland einen klimaverträglichen Atomausstieg niemals schaffen.“
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Nachtrag, 08.01.18:
Heutiges Ergebnis der Koalitions-Sondierungsgespräche: Union und SPD wollen Klimaschutzziel aufgeben !!!