Die Lokale Agenda 21 Taunusstein feiert 20 Jahre Agenda 21 in unserer Stadt
Siehe auch auch unseren Veranstaltungshinweis für den 15. Januar 2018
Vom globalen Denken …
1992 wurde die Agenda 21, die mit ihren 40 Kapiteln alle wesentlichen Politikbereiche einer umweltverträglichen, nachhaltigen Entwicklung anspricht, von über 170 Staaten als Aktionsprogramm mit konkreten Handlungsaufträgen für das 21. Jahrhundert verabschiedet. Dieses Handlungsprogramm enthält Maßnahmen in zahlreichen Politikfeldern, um die Lebens- und Wirtschaftsweise der menschlichen Spezies zukunftsfähig zu gestalten („das 21. Jahrhundert überleben“). Die Agenda 21 spricht außer den internationalen Institutionen und den Nationalregierungen alle politischen Ebenen an; in Kapitel 28 der Agenda 21 wird die Teilnahme und Mitarbeit der Kommunalverwaltungen hervorgehoben. Die Städte, Gemeinden und andere kommunale Einrichtungen werden aufgefordert, einen Dialog und die Konsultation mit ihren BürgerInnen aufzunehmen und eine Lokale Agenda 21 zu erarbeiten.
Diese wurde einstimmig von der Taunussteiner Stadtverordnetenversammlung im Oktober 1997 beschlossen.
… zum lokalen Handeln
Nach diesem Beschluss der Stadt Taunusstein wurde der “Agenda Prozess” gestartet und am 29. August 2000 wurde das umfangreiche Agenda – Handlungsdokument ‚LA21 für Taunusstein” in Kraft gesetzt.
Es fordert, Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Umwelt, Kultur etc. so zukunftsfähig zu gestalten, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, die zukünftiger Generationen aber nicht beeinträchtigt werden. Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, wirtschaftliches Wachstum und soziale Gerechtigkeit sowie die vielfältigen kulturellen Werte sollen miteinander in Einklang gebracht werden.
Folgende Handlungsfelder wurden in dem Aktionsplan festgelegt:
- Bildung und Kultur
- Kinder , Jugendliche, Schule
- Gesundheit
- Soziales
- Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
- Eine Welt
- Bauen, Wohnen , Siedlung
- Verkehr
- Arbeit , Wirtschaft, Handel
- Natur und Landschaft
- Energie und Klimaschutz
- Wasser und Abwasser
- Abfall
Handlungsdokument-Agenda21-Taunusstein-August-2000 als PDF laden
Was wurde daraus nach 20 Jahren?
“Schon während der Wachstumsphase ist der Agenda-Prozess in Deutschland nach der Reduzierung öffentlicher Gelder ins Stocken geraten. Wobei es hier regional unterschiedliche Entwicklungen gab. Hinzu kommen je nach personellem Engagement der hauptamtlichen internen oder externen kommunalen Agenda-Beauftragten und dem Echo der zumeist ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker mehr oder minder hohe Frustrationen bei den durchweg ehrenamtlich tätigen Agenda-Aktivisten.” … …“Auch wenn es über 10.000 Prozesse weltweit gibt, kommt es vielerorts zu ersten Ermüdungserscheinungen. Manche Prozesse sind sogar völlig im „Sand“ verlaufen. Viele Kommunen sind mitten auf dem Weg stehen geblieben oder vom Kurs abgekommen. Einigen fehlen nur wenige Schritte bis zum erfolgreichen Zwischenziel. Durch die örtlichen Frustrationserfahrungen, aber auch durch die Namensähnlichkeit mit der Agenda 2000 und vor allem der Agenda 2010 hat das Image der Lokalen Agenda 21 in Deutschland stark gelitten.” (https://de.wikipedia.org/wiki/Lokale_Agenda_21)
Jeder mag selber beurteilen wie weit wir hier bei uns gekommen sind, das obige Handlungsdokument studieren und auf den Seiten der Taunussteiner Lokale Agenda 21 lesen was bisher getan wurde. Das ehrenamtliche Engagement einiger Bürger hat jedenfalls zu vielen vorzeigbaren Ergebnissen geführt und dafür gesorgt, dass der Impuls von Rio nicht gänzlich in Vergessenheit geriet, was man von der Umsetzung der damaligen Bekenntnisse des Stadtparlaments in der Stadtverwaltung nicht uneingeschränkt behaupten kann.
Eine Internetrecherche kann aufzeigen, wie es in anderen Kommunen darum steht.
Stichwort: Lokale Nachhaltigkeitsstrategie
Aufgrund der Erfahrungen mit den Agenda 21 Prozessen in vielen Kommunen kam es zu einem Paradigmenwechsel hin zu der “Lokalen Nachhaltigkeitsstrategie”.
“Das Instrument der Lokalen Nachhaltigkeitsstrategie stellt ein Paradigmenwechsel zur Lokale Agenda 21 da und basiert auf den Erfahrungen von über 2000 Lokalen Agenda 21 Prozessen in Deutschland, von denen die Mehrzahl suboptimal verlaufen bzw. gescheitert sind, auf den Erfahrungen mit der Stadtentwicklungsplanung und den ersten Transformationsstudien (Zukunftsfähiges Deutschland). Der Begriff lokale Nachhaltigkeitsstrategie (engl. Local Sustainability Strategy) wurde vom Rat der Gemeinden und Regionen Europas 1997 eingeführt. Hintergrund lokaler Nachhaltigkeitsstrategien ist der auf dem Weltgipfel in Johannesburg 2002 vollzogene, instrumentelle Paradigmenwechsel von Nachhaltigkeit zur Nachhaltigkeitsstrategie (OECD 2002), welcher sich bis 2012 auch auf der lokalen Ebene vollzog. Im Vorfeld von Rio plus 20 wurde von Liane Möller festgestellt: „Die Auswertung der bisherigen Erfahrungen zu den Agenda 21-Prozessen kündigt die Einleitung eines Paradigmenwechsels zur lokalen Nachhaltigkeitsstrategie an“ (Kramer 2010). In der Studie „Rio+20 vor Ort“ Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven lokaler Nachhaltigkeitsprozesse in Deutschland” mit Unterstützung des BMU und UBA kommt das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Deutschland zur folgenden Handlungsempfehlung:
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Querschnittsaufgabe die langfristig gelöst, jedoch kurz- und mittelfristig angegangen und in der kommunalen Politik und Verwaltung verankert werden muss. Die Entwicklung und Implementierung einer umfassenden kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie bzw. Agenda 21 mit den zentralen Bestandteilen von Leitvision, Zielstellungen Handlungsprogamm und regelmäßigem Monitoring ist notwendig, um den Transformationsprozess gesamtgesellschaftlich und über Einzelinteressen sowie Legislaturperioden hinweg erfolgreich gestalten zu können. Studie Rio+20 vor Ort 2012, S. 128“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Lokale_Nachhaltigkeitsstrategie)
Es bleibt spannend zu sehen, wohin die widerstrebenden Kräfte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das gemeinsame Boot treiben werden, in dem wir “die Lebens- und Wirtschaftsweise der menschlichen Spezies zukunftsfähig gestalten („das 21. Jahrhundert überleben“).”