Taunussteiner Energiewende

AKTE - ArbeitsKreis Taunussteiner Energiewende

News­let­ter zur Tau­nus­stei­ner Welt­kli­ma­kon­fe­renz sowie zur COP27 (UN-Welt­kli­ma­kon­fe­renz in Ägypten)

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Kli­ma­wan­del: was uns noch erwar­tet und was man dage­gen tun kann

Die Tau­nus­stei­ner Welt­kli­ma­kon­fe­renz ist eine ein­ma­li­ge Gele­gen­heit für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von Tau­nus­stein, um sich umfas­send über den Kli­ma­wan­del, sei­ne Fol­gen und die Mög­lich­kei­ten die­sen ent­ge­gen­zu­wir­ken, zu informieren.

Ein oft und viel dis­ku­tier­tes The­ma ist das Wet­ter in der Zukunft. Kars­ten Smid von Green­peace stell­te in sei­nem Vor­trag die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf unser Wet­ter mit beein­dru­cken­dem Zah­len­ma­te­ri­al vor. Er mach­te deut­lich, dass die Hit­ze­som­mer und die Über­schwem­mun­gen der letz­ten Jah­re erst der Anfang einer dra­ma­ti­schen Ver­än­de­rung sind, und dass es zukünf­tig nicht ein­fach nur etwas wär­mer wird, son­dern dass auch bei uns Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se statt­fin­den kön­nen, die wir in die­ser Form bis­her gar nicht kannten.

Glück und Mit­ge­fühl kul­ti­vie­ren – trotz oder gera­de wegen der Krise

Um sich von solch schlech­ten Aus­sich­ten nicht demo­ra­li­sie­ren und demo­ti­vie­ren zu las­sen, kön­nen wir uns klar­ma­chen, dass es nie zu spät für wir­kungs­vol­les Han­deln ist. Denn nur aus einem freud­vol­len und fried­vol­len Geist erwächst die Kraft für heil­sa­mes Han­deln. Dazu mun­ter­te Chris­ti­ne Sti­bi mit zwei Ver­an­stal­tun­gen zum The­ma Glück auf. Sie schlug vor, neben dem viel dis­ku­tier­ten öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck auch einen Ver­bun­den­heits-Fuß­ab­druck zu bestim­men. Je grö­ßer die­ser Ver­bun­den­heits-Fuß­ab­druck, umso weni­ger benö­ti­gen wir mate­ri­el­le Res­sour­cen, und umso weni­ger bean­spru­chen wir die Umwelt.

Infos zum Ener­gie- und Wassersparen 

In meh­re­ren Ver­an­stal­tun­gen wur­de über die Mög­lich­kei­ten, Ener­gie zu spa­ren und erneu­er­ba­re Ener­gien ein­zu­set­zen, informiert. 

Auch in den Stadt­tei­len gab es Infos zu erneu­er­ba­ren Ener­gien und zum Energiesparen: 

  • Man­fred Jen­ner erläu­ter­te die Ein­satz­mög­lich­kei­ten für soge­nann­te PV-Balkonkraftwerke.
  • Man­fred Vogel sprach über die Pho­to­vol­ta­ik als Ener­gie­quel­le für Strom, Wär­me und Mobilität.

Fällt der Welt­un­ter­gang aus?

Gro­ßes Publi­kums­in­ter­es­se weck­te der Spie­gel-Best­sel­ler-Autor Jan Hegen­berg mit sei­ner The­se Der Welt­un­ter­gang fällt aus.“ Er zeig­te auf, dass wir alle tech­ni­schen und finan­zi­el­len Mit­tel in der Hand haben, um dem dro­hen­den Welt­un­ter­gang ein Schnipp­chen zu schla­gen, und dass es nur an unse­rer Ent­schlos­sen­heit liegt, die not­wen­di­gen Ent­schei­dun­gen auch zu tref­fen. Die gegen die Ener­gie­wen­de vor­ge­brach­ten Argu­men­te ent­behr­ten häu­fig jeder fach­li­chen Grund­la­ge und sei­en zum Teil frei erfunden.

Kli­ma­ge­rech­tig­keit – schäd­li­chen Inves­ti­tio­nen die Finanz­mit­tel entziehen

Der Kli­ma­wan­del ver­ur­sacht nicht nur mas­si­ve Schä­den, er hat auch Aus­wir­kun­gen auf die Wah­rung der Men­schen­rech­te. Dass die Fol­gen unse­res Lebens­stils vor allem die Men­schen in den ärme­ren Län­dern der Welt betref­fen, mach­te Lin­da Schnei­der von der Hein­rich-Böll-Stif­tung deutlich.

Für ein Ende der Finan­zie­rung der fos­si­len Ener­gie­wirt­schaft setzt sich der Ver­ein Urge­wald e.V. ein. Urge­wald hat eine Lis­te der Unter­neh­men erstellt, die am Bau oder an der Finan­zie­rung von fos­si­len Kraft­wer­ken und fos­si­ler Infra­struk­tur betei­ligt sind. Die­se Lis­te kann man z.B. nut­zen um nach­prü­fen, ob Akti­en­fonds Unter­neh­men der fos­si­len Ener­gie­wirt­schaft beinhal­ten. Die Vor­ge­hens­wei­se von Urge­wald zeigt bereits ers­te Erfol­ge. Meh­re­re deut­sche Ban­ken haben beschlos­sen, sich mit ihrer Finan­zie­rung aus der fos­si­len Ener­gie­wirt­schaft zurück­zu­zie­hen. Als ihr Mot­to zitier­te Kath­rin Petz von Urge­wald den Dalai Lama: Falls Du glaubst, dass Du zu klein bist, um etwas zu bewir­ken, dann ver­su­che mal zu schla­fen, wenn eine Mücke im Raum ist.“

Schluss­spurt – wie geht es wei­ter mit dem Kli­ma­schutz in Taunusstein?

An den ver­blei­ben­den Tagen bis zum 19.11.2022 gibt es noch eine Rei­he span­nen­der Vorträge.

In der St. Nepu­muk Kir­che in Hahn fin­den noch fol­gen­de Vor­trä­ge statt:

Das Kli­ma-Cam­per” Fahr­rad­team macht Halt an den zwei letz­ten Stationen:

Fina­le in der St. Nepo­muk Kir­che in Hahn:

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu allen Ver­an­stal­tun­gen inkl. der Mor­gen­me­di­ta­ti­on unter cop27-taunusstein.de.

Was geschah bis­her in Sharm-El-Sheikh?

Bis­her sind auf der COP27 kei­ne wesent­li­chen Ver­hand­lungs­er­fol­ge in Sicht. Green­peace äußer­te sich scho­ckiert dar­über, dass in dem ers­ten Ent­wurf der Abschluss­erklä­rung der drin­gend not­wen­di­ge Aus­stieg aus den fos­si­len Ener­gien Koh­le, Erd­öl und Erd­gas nicht ein­mal erwähnt wird. Green­peace bemän­gel­te, dass über­all auf der Kon­fe­renz der Ein­fluss der Öl‑, Gas- und Koh­le-Lob­by zu spü­ren sei. In den Stich­punk­ten für die Abschluss­erklä­rung wird unter ande­rem fest­ge­stellt, dass drin­gend mehr Kli­ma­schutz not­wen­dig“ sei, um die Erd­er­hit­zung wie 2015 in Paris ver­ein­bart auf 1,5 Grad zu begren­zen. Die­se Fest­stel­lung ist aller­dings nicht ganz neu. Erwar­tet wur­den viel­mehr kon­kre­te Maß­nah­men um die­ses Mehr an Kli­ma­schutz“ umzusetzen.

Erwähnt wird auch das hoch­um­strit­te­ne The­ma Scha­den­er­satz für erlit­te­ne Ver­lus­te und Schä­den (loss and dama­ge), aller­dings ohne die von ärme­ren Staa­ten erhoff­ten kon­kre­te Zusa­gen. Laut Sven­ja Schul­ze, der deut­schen Minis­te­rin für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit, soll es einen Schutz­schirm” für arme Län­der geben, eine Art Ver­si­che­rungs­sys­tem für Men­schen in den Län­dern, die von extre­men Wet­ter­ereig­nis­sen in ihrer Exis­tenz bedroht sind. Sie wies aber auch dar­auf hin, dass der Schutz­schirm nicht die ein­zi­ge Lösung und auch kein Ablen­kungs­ma­nö­ver” sein darf.

Indi­en hat bei der Welt­kli­ma­kon­fe­renz (COP27) in Ägyp­ten eine Stra­te­gie vor­ge­legt, um das ange­streb­te Ziel, bis zum Jahr 2070 kli­ma­neu­tral zu wer­den, zu errei­chen. Das sei ein wich­ti­ger Mei­len­stein“, sag­te Indi­ens Umwelt­mi­nis­ter Bhu­pen­der Yadav bei der Kon­fe­renz.
Wir mei­nen: Na toll. Sowas bringt die Welt echt weiter.

Ablen­kungs­ma­nö­ver statt wir­kungs­vol­le Maßnahmen

Weil es mit dem Aus­stieg aus der fos­si­len Wirt­schaft nicht so recht klappt, set­zen eini­ge Akteu­re auf die Abtren­nung von CO2 aus der Atmo­sphä­re: Car­bon Cap­tu­re & Sto­rage (CCS). Dabei geht es dar­um, mit neu­en Tech­no­lo­gien CO2 aus der Luft oder direkt bei Fabri­ken ein­zu­fan­gen und dann ent­we­der wei­ter zu ver­ar­bei­ten oder irgend­wo (am bes­ten unter der Erde) zu lagern.

CCS ist auf der Kli­ma-Kon­fe­renz COP27 ein gro­ßes The­ma, weil der Aus­stieg aus der fos­si­len Wirt­schaft kaum vor­an­kommt, und die CO2-Abschei­dung daher von immer mehr Staa­ten und Unter­neh­men als Mit­tel zur Dekar­bo­ni­sie­rung ange­se­hen wird. Laut meh­re­ren Stu­di­en soll CCS ein Mil­li­ar­den­ge­schäft wer­den. Ins­be­son­de­re Ölfir­men, wie z.B. das Sau­di-Ara­bi­sche Staats­un­ter­neh­men Aram­co, der größ­te Ölkon­zern der Welt, plant den Bau gro­ßer CCS-Anla­gen. Aber auch Kana­da will Teer­sand för­dern und setzt dabei auf CCS.

Doch selbst wenn mit sol­chen Anla­gen eini­ge Mil­lio­nen Ton­nen CO2 aus der Luft genom­men wer­den kön­nen, ist dies ange­sichts des jähr­li­chen Aus­sto­ßes von 36 Mil­li­ar­den Ton­nen CO2 eher ein ver­nach­läs­sig­ba­rer Effekt. Kli­ma­schüt­zer befürch­ten, dass die Dis­kus­si­on um CCS nur als Ablen­kungs­ma­nö­ver für die fos­si­le Wirt­schaft dient, um ihr kli­ma­schäd­li­ches Geschäfts­mo­dell wei­ter­be­trei­ben zu können.